„Was es nicht gibt, das muss man machen“

Ein Gespräch mit der Kinderbuchautorin

Vorbilder Frauen in der Forschung, Frauen in MINT Berufen

Was hat dich dazu inspiriert, Kinderbücher über Bakterien und Mikroben zu schreiben?

Ganz klar meine eigenen Kinder! Als sie anfingen zu fragen, was ich eigentlich arbeite, habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, ihnen das zu erklären. Ich bin Mikrobiomforscherin, also beschäftige ich mich mit den unzähligen Bakterien, die in unserer Umwelt, in und auf uns leben. Als Kinderbuchliebhaberin (wir haben mehr “Kinderbücher” als “Erwachsenenbücher” zu Hause) wollte ich ein Buch finden, das dieses Thema kindgerecht erklärt – aber nichts davon hat für mich wirklich gepasst. Und wenn es etwas nicht gibt, dann muss man es eben selbst machen!

Deine wissenschaftliche Arbeit als Mikrobiologin – wie beeinflusst sie dein Schreiben?

Sehr stark! Ich gehe tief in die Recherche, lese viele wissenschaftliche Quellen und gleiche verschiedene Erkenntnisse miteinander ab. Mir ist es wichtig, nah an der aktuellen Forschung zu bleiben und auch neue Erkenntnisse einzubeziehen. Kinderbücher müssen nicht nur unterhaltsam, sondern auch fundiert sein.

Was begeistert dich besonders daran, für Kinder zu schreiben?


Es ist eine echte Herausforderung, komplexe wissenschaftliche Themen so herunterzubrechen, dass sie für Kinder verständlich sind – ohne die Wahrheit zu verzerren. Ich möchte ein klares, aber korrektes Bild vermitteln. Gleichzeitig liebe ich es, mir vorzustellen, wie die Illustrationen dazu aussehen könnten. Ich habe oft schon konkrete Ideen, aber es ist unglaublich bereichernd, mit talentierten Illustrator*innen zusammenzuarbeiten. Sie bringen ihre eigene kreative Sichtweise ein, und das macht das Buch am Ende noch viel besser.

Welche Werte oder Botschaften möchtest du mit deinen Büchern vermitteln?

Mir geht es darum, ein realistisches Bild zu zeichnen. Obwohl weniger als ein Prozent der Bakterien wirklich schädlich sind, sind sie viel bekannter als die guten. Das ist doch nicht fair! Ich möchte zeigen, dass es Millionen winziger Superhelden gibt, die uns bereits jetzt helfen – in der Medizin, in Biogasanlagen und vielleicht in Zukunft sogar bei der Lösung unserer Plastikmüllprobleme.

Warum liegt dir das Thema Ernährung so am Herzen?

Wer seine eigenen Darmbakterien versteht, kann bewusstere Entscheidungen treffen. Ich sehe das bei meinen eigenen Kindern: Für sie ist es eine starke Motivation, ihre „guten Darmbewohner“ mit dem richtigen Essen zu füttern, damit diese sie vor Krankheiten schützen können. Ernährung wird für Kinder oft greifbarer, wenn sie verstehen, dass sie nicht nur für sich selbst essen, sondern auch für die kleinen Helfer in ihrem Bauch.

Warum eignen sich Kinderbücher besonders gut, um die Welt der Bakterien zu vermitteln?

Da Bakterien mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, bleibt dieser Mikrokosmos für viele Menschen abstrakt. Kinderbücher sind für mich das perfekte Medium, um ihnen Zugang zu dieser faszinierenden Welt zu ermöglichen. Bilder machen das Unsichtbare sichtbar. Und ganz wichtig: Humor darf nicht fehlen! Er weckt Interesse und hält es aufrecht. Ich hoffe, viele Kinder zum Lachen und Staunen zu bringen – denn wer Spaß hat, lernt am besten.

Wie reagieren Kinder auf deine Geschichten? Gibt es eine besonders schöne Rückmeldung, die du nie vergessen wirst?

Wenn Kinder lachen oder staunen, dann geht mir das Herz auf! Sie haben oft so witzige und kluge Fragen – zum Beispiel, ob Bakterien in echt Augen haben. Und ein riesiges Interesse am Thema Ernährung! Viele wollen ganz genau wissen, was ihren Bakterien schmeckt. Dann überlegen wir gemeinsam, was ihnen selbst und ihren Bakterien guttut – und natürlich kommt auch die Frage auf, wie viel Süßkram denn wohl vertretbar ist.

Was möchtest du Eltern mit auf den Weg geben, wenn sie mit ihren Kindern deine Bücher lesen?

Ich wünsche mir, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern staunen und lernen. Es gibt keinen Grund für Scham, wenn man etwas nicht weiß – keiner kann alles wissen! Das Wichtige ist doch, sich gemeinsam auf eine Lern- und Entdeckungsreise zu begeben. Wenn euch etwas fasziniert, dann recherchiert weiter, stellt Fragen, seid neugierig! Genau so entsteht echtes Interesse an Wissenschaft und der Welt um uns herum.

Aber siehst du dich nun mehr als Mikrobiomforscherin oder als Kinderbuchautorin?

Beides zu verbinden, das wäre mein Traum! In der heutigen Zeit wird Wissen immer spezieller und dadurch für Nichtfachleute immer weniger durchschaubar. Genau deshalb spielt die Wissenschaftskommunikation eine entscheidende Rolle. Und die kann schon im Kindesalter ansetzen: Sie nimmt die Scheu vor komplizierten Sachverhalten und kann vielleicht sogar einzelne Kinder dazu motivieren, selbst Forscher*innen zu werden.

Signatur der Bakterienautorin Dr. Johanna Nelkner

Johanna Nelkner ist Jane Jott

Tagsüber unter dem Namen Johanna Nelkner als Wissenschaftlerin und Familienmama im schönen, wirklich existenten Bielefeld unterwegs, tausche ich nachts den Laborkittel gegen mein Superhelden-Cape und tauche unter meine Nicht-geheim-Identität Jane Jott in die fantastische Welt der Kinderbücher ein.

Meine Mission: Wissenschaft schon für die Kleinsten zugänglich machen. Doch auch die Großen erfahren noch jede Menge Neues über die Welt und sich selbst als Holobiont. Holo… was? Biont! Holobiont! Ein Gesamtlebewesen und die wohl größte Wohngemeinschaft der Welt. Denn wir sind eins mit Billionen von winzig kleinen Alleskönnern: den Mikroorganismen. Sie leben praktisch überall auf und in uns. Und sie sind wahre Superhelden. Unsere Mikros schützen uns vor Krankheiten und verteidigen uns gegen fiese Schurken, wie Erkältungsviren. Auch in der Natur sind sie der Star – es gibt mehr Mikroorganismen als Sandkörner auf der Erde! Sie produzieren Sauerstoff und Elektrizität, unterstützen das Pflanzenwachstum und können sogar helfen Plastikmüll zu recyceln.

Na, neugierig geworden? Willst auch du unbedingt mehr über die mikroskopisch kleinen Giganten erfahren? Dann hat die multipassionierte Kinderbauchautorin Jane Jott genau das richtige Buch für dich: Bakterien und so, die leben wo?!